Heute ein Quick-Tipp zur SmartScore-Notenbearbeitung, garniert mit einer guten Portion "Insider-Wissen". Worum geht es?
Gedruckte und gescannte Notenseiten oder auch Noten im PDF-Dateiformat, die man in SmartScore erkennen lässt, entsprechen mit Blick auf das Taktlayout und die Musikausrichtung nicht immer den Standards moderner Verlagsausgaben. Insbesondere bei älteren Notenausgaben kommt es nicht selten vor, dass einzelne Takte oder auch ganze Taktpassagen sehr eng/
Chopin-Notenvorlage: Die letzte und erste Achtel der Balkengruppen liegen sehr eng aneinander (grüne Pfeile).
Die Erkennung eines eng notierten Taktes ist für SmartScore generell kein Problem. Die optische Musikerkennung übernimmt im Ergebnis das Taktlayout der gescannten oder als PDF-Datei importierten Vorlage. Im SmartScore-Erkennungsergebnis wird der Takt also genau wie im Original dargestellt.
SmartScore-Erkennungsergebnis: Bis auf die Taktmarkierung in gelber Farbe scheint alles richtig zu sein.
Also alles in Ordnung, oder?
Rein optisch betrachtet schon. Startet man aber die Musikwiedergabe in SmartScore, kann es vorkommen, dass eng notierte Takte nicht korrekt abgespielt werden. Aufeinanderfolgende Noten mit sehr geringem Abstand zueinander erklingen nicht nacheinander, sondern gleichzeitig, so als wären sie auf einer gemeinsamen Zählzeit polyphon notiert worden. In der Regel geht dies auch mit einer farbigen Hervorhebung des Taktes einher, womit dieser als fehlerhaft, d. h. unvollständig oder überfüllt gekennzeichnet wird. Was ist passiert?
Wie bereits in unserem Blog über die Funktionsweise der SmartScore-Notenerkennung dargestellt wurde, legt das Programm bei der optischen Musikerkennung ein für uns unsichtbares Raster über die gescannten oder importierten Notenvorlagen. Das ist essenziell.
Dieses Raster erfüllt verschiedene Funktionen. So definiert es u. a. einen horizontalen Mindestabstand für Noten. Dieser entscheidet darüber, ob zwei aufeinanderfolgende Töne als ein voneinander getrenntes oder als ein gleichzeitig klingendes "Ereignis" (MIDI-Event) erkannt, dargestellt und wiedergegeben werden. Eine solche "Weichenstellung" macht absolut Sinn, z. B. wenn wir an polyphon notierte Musik denken. Bei dieser werden bekanntlich Töne von zwei unabhängigen Stimmen in einem Notensystem, die auf einer Zählzeit "unisono" oder im Sekundabstand zusammenfallen, richtigerweise versetzt notiert (nebeneinander). Bei der Wiedergabe erklingen sie aber gleichzeitig, so wie im folgenden Beispiel:
Was also in dem einem Fall richtig ist (Polyphonie), kann in einer anderen Konstellation (Einstimmigkeit, eng notiert) wegen eines zu geringen Abstands von Noten zu einem falschen Wiedergabeergebnis führen.
Der zu geringe Notenabstand hat die Noten zusammengeführt, so dass sie gleichzeitig erklingen. Ein Blick in den SmartScore-MIDI-Editor belegt es.
Okay. Was tun, wenn es passiert?
Nun, zunächst ist entscheidend, dass wir in der erkannten Notation die Stellen ausfindig machen, bei denen es fälschlicherweise zu einer Zusammenführung von nebeneinander stehenden Noten gekommen ist. In der Regel wird man beim Abspielen des erkannten Notentextes gleich "mit den Ohren darauf stoßen". Aber auch farbig markierte Takte, die augenscheinlich vollkommen korrekt erkannt worden sind, stellen ein Indiz dafür dar, dass bei der Zuordnung von Noten zu Taktschlägen etwas nicht stimmt.
Noch zielsicherer lassen sich solche "Fehlerstellen" mithilfe zweier Tools identifizieren, die uns SmartScore zur Verfügung stellt:
1. Farbmodus Stimmen
Dieses Werkzeug finden wir in den Toolleisten "Notation" und "Tools". Es sorgt dafür, dass polyphone Stimmen innerhalb unserer erkannten Notationen unterschiedlich farbig angezeigt werden. Findet sich nun in einem einstimmig notierten Takt plötzlich eine zweite (farbige, polyphone) Stimme, dann zeigt dies, dass zwei Noten am Übergang von der einen zur anderen Stimme auf einem Taktschlag zusammengeführt wurden.
2. Ausrichtungsmodus
Der Ausrichtungsmodus von SmartScore ist genial – auch deshalb, weil er so einfach aktiviert werden kann: Bewege den Mauszeiger auf ein Notensystem oder einen Takt und halte dann die SHIFT-Taste gedrückt. An nahezu allen Notationsobjekten erscheinen kleine Markierungen, die du anklicken und ziehen kannst, um die Position des dazugehörigen Objekts neu auszurichten. Auch jede Note erhält insgesamt drei Markierungen, wobei die mit einer vertikalen Linie verbundenen Markierungen oberhalb und unterhalb der Note zur horizontalen Positionierung des Notenkopfs im Takt dienen.
Wenn sich nun an zwei eng aneinanderliegenden Noten nur eine Ausrichtungsmarkierung befindet (beide Noten verschieben sich beim Ziehen an der Markierung gleichzeitig), dann wurden auch in diesem Fall beide Töne auf einem Taktschlag zusammengeführt.
Und nun Lösung …
Nach der ausführlichen Vorrede erscheint die Lösung wenig spektakulär. Sei’s drum:
Einfach mal ausprobieren!
Na denn, bis dann :-)
Wie SmartScore bei der Notenerkennung mit horizontalen Notenabständen umgeht, wann Noten zusammengeführt werden und wann nicht, lässt sich tatsächlich beeinflussen. Im Fenster "Notenerkennung" findest du auf dem Register "Optionen" dazu eine Auswahlliste mit der Bezeichnung "Stimmen verbinden bei Notenversatz von":
Sehr eng/